Donnerstag, 18. November 2010

Dinge, die auffallen

Moin moin.
Ich war letzte Woche beim Friseur und habe mir die Haare schneiden lassen (da ich mich mit dem Resultat der Kürzung unzufrieden bin, gibt es hier mit Absicht erstmal kein Foto!). So kommt es, dass ich morgens die kalte Luft des beginnenden Winter auch am Kopf zu spüren bekomme. Das Wort Winter, wie wir es benutzen passt jedoch nicht besonders gut. Wenn die Sonne scheint, kann man immer noch im T-Shirt draußen sitzen, jedoch wird es im Inneren des FPAN Büros und auf dem morgendlichen Weg ins Bad doch schon empfindlich kühl. Zumal im Inneren der Häuser nicht geheizt wird und die Türen und Fenster stets geöffnet sind um Licht hereinzulassen, das die traditionell hölzernen Türen und Fenster nur schwer durchdringt. Es wird also kalt und ich freue mich, wieder eine neue, wunderbare Seite des heißen Chiyaa kennen zu lernen. 
Leider kann ich den Eindruck nicht mehr voll ausblenden, dass ich hier ein wenig zunehme. Und das, obwohl ich regelmäßig laufen gehe. Die zwei warmen Mahlzeiten am Tag entfalten einfach ihre Wirkung. Und ich habe auch schon von ein paar anderen Freiwilligen gehört, dass es ihnen ähnlich geht. Eine andere Sache, in der wir übereinstimmen. Wenn ich mich erneut vorbereiten müsste, würden wir die Hälfte der Zeit darauf verwenden, mich über Deutschland zu informieren. Welches Fleisch isst der Deutsche eigentlich vorwiegend, was verdient er im Durchschnitt, was bekommt man für 3 Rupien/3 Cent, die ich hier für eine englischsprachige Tageszeitung ausgebe und bis zu welcher Woche ist Abtreibung in Deutschland eigentlich erlaubt?

Montag, 1. November 2010

Lumbini, Muktinath, Chitwan, Dashain

Halli Hallo, da bin ich wieder. Fast ein Monat ist seit meinem letzten Eintrag vergangen, viel ist passiert. Ich werde versuchen ein paar Momente und Erlebnisse herauszugreifen und euch davon zu berichten. Da unser Wochenendtrip nach Lumbini – Buddhas Geburtsort – schon fast einen Monat zurückliegt, wird er sich hauptsächlich durch Fotos dokumentiert finden, derer ich in Zukunft viele, euch zu Liebe, hochladen möchte (auch wenn das bei mir im Büro doch ein gewisses Weilchen dauert). Dafür werde ich eine Extrarubrik anlegen: Fotos von Reisen, Tempeln, Landschaften, meiner Ortschaft und/oder solche, an denen ich einfach nur Gefallen gefunden habe.
Dashain nennt sich das Hauptfest Nepals und ist nebenbei auch eine gute Heiratssaison, da sich alle Verwandten treffen und auch diejenigen, die im Ausland arbeiten, heimkehren. Wenn ich das richtig sehe, dann dauert Dashain eigentlich 15 Tage, wobei sich die staatlichen Ferien mittlerweile gekürzt wurden. Mir wurde erzählt, weil ansonsten das gesamte öffentliche Leben für 2 Wochen zum erliegen käme. Die Busse sind überfüllt, es scheint als sei ganz Nepal unterwegs. Am Straßenrand kann man immer wieder Dashainschaukeln entdecken, die für die Kinder aus Bambus gebaut werden… 

Die Tempelanlage Muktinath
 
Der hinduistische Tempel im Inneren
In diesem Jeep bin ich vor Enge fast verrueckt
geworden.3 Nepalis wurde wegen der Neigung auf
mich gedrueckt und ich stiess mir laufend den Kopf.
Zum Glueck fiel in diesem Moment das Fenster raus
und verhalf mir zu einer kurzen Pause. 
Ein Erdrutsch versperrt die Strasse. Wir durften sogar
zuschauen, wie mannsgrosse Steinbrocken den Hang
hinabrollten, bevor wir ihn rennend ueberquerten.
Das motiviert ungemein!
 Ich hatte offiziell also nur 8 Tage frei, jedoch unternahmen wir mit den Freiwilligen meiner Organisation und mit den meisten Kollegen vom Büro über ein verlängertes Wochenende eine „Trekkingtour“ nach Muktinath, einer Pilgerstätte im nördlichen Regenschatten des Annapurnagebirges. Der Weg dorthin zeigte mir eine neue Seite Nepals, während wir mit Bussen und überfüllten Jeeps (15 Personen in einem) Straßen erklommen, die ich normalerweise als Tod jedes Gefährts bezeichnet hätte (unerwarteter Weise quittierte auch das ein oder andere unserer Gefährte aus unterschiedlichsten Gründen ihren Dienst). Obwohl der ganze Ausflug eigentlich für 3 Tage geplant war, so erreichten wir erst am dritten Mittag die auf 3800 Metern gelegene Tempelanlage. Auf dem Weg erlebte ich am eigenen Leib, wie man auf Nepali reist. (Ich gebe hier mal ganz politisch korrekt zu, dass ich mich daran erst einmal gewöhnen musste. Grade weil ich mich darauf verlassen hatte, nach den geplanten drei Reisetagen nach Chitwan (dem eventuell bekannten Nationalpark Nepals) reisen und Cedric, den Freiwilligen aus dem nahegelegenen Butwal, den ihr dann auch bald auf den Lumbinibildern erblicken werdet, zu treffen). Kleiner Tipp: Nein man druckt sich kein Ticket online aus und hat einen Plan mit Uhrzeit, Bahngleisen, bereits gebuchten Unterkünften in jedem Halt und Platzreservierung. Man ist da deutlich flexibler als wir Deutschen: Wenn ein Bus seine End„haltestelle“  erreicht (Moment – Haltestelle? Ja, es gibt sie, aber nur selten, wie wir sie uns vorstellen. Dafür hat jede Stadt mindestens einen Busbahnhof. Geht aber auch anders: Wenn man einem Bus zusteigen möchte, so hebe man die Hand, wenn man einen sichtet und steige zu – ach ja, nicht vergessen vorher zu fragen wohin die Reise geht und die richtige Richtung wählen. Der Bus hält für jeden, solange Platz ist – und Platz ist ein dehnbarer Begriff, jede freie Fläche und auch das Dach kann zur Unterbringung von zahlenden Passagieren genutzt werden – man bezahlt direkt im Bus, wenn man längere Strecken reist empfiehlt es sich jedoch ein Ticket am Busbahnhof zu kaufen, da man dann von einer Panne des Busses unberührt bleiben kann und nicht im nächsten Bus erneut bezahlen muss. Hier nur nebenbei erwähnt: Das Dach hat auch so manche Vorteil. An warmen Tagen weht der kühle Fahrtwind, die Chance auf einen Sitzplatz ist größer und die Aussicht ist um einiges besser. Jedoch sollte man die Gefahr für einen Moment ausblenden können, die ein Unfall darstellt, wenn man sich in etwa 3 Metern Höhe ohne „Befestigung“ aufhält; nicht dass es im Inneren Gurte geben würde), dann sucht man sich die nächste Reisemöglichkeit und wenn es länger als erwartet dauert und dämmert, dann sucht man sich eben eine Unterkunft mit Daal Bhaat und einer Möglichkeit 14 Leute unterzubringen (Zuweilen war es kuschelig!) Vor dem Abendessen saßen wir zusammen und knabberten verschiedenes Salzigkeiten, danach wurde zuweilen gesellig zusammen gesungen und oder getanzt). Anders zu Reisen, ist bei der Straßen- und Verkehrslage auch gar nicht denkbar. Es gibt einfach viel zu viele Möglichkeiten für Verzögerungen, ob es nun ein Erdrutsch oder ein liegengebliebenes Fahrzeug ist, dass die Straße versperrt, der Reifen des bevorzugten Verkehrsmittel gewechselt werden muss, weil er Luft verliert, der Fahrer aufs Klo muss oder grade Essenszeit ist (schon wieder ne Klammer. Wenn ich so weitermache komme ich zeitlich gar nicht mehr bis Dashain mit diesem Eintrag… Wenn es grade Zeit für Essen, also 10-12 Uhr für Daal Bhaat oder zwischen 14-16 Uhr für Nasta, ist, dann hält der Fahrer an einem der vielen Lokale am Straßenrand - ich schätze meist bei  Freund, Familie oder Bekannten - und der ganze Bus wartet, bis der letzte gegessen hat. Erstaunlich geduldig muss ich sagen).
 
Aussicht von Muktinath
Die Gegend um Jomsom und Muktinath ist übrigens nicht nur besonders trocken und wüstenähnlich, sondern auch in ganz Nepal für seinen Äpfel und dessen Produkte bekannt (Äpfel, -chips und selbstgebrannter Apfelroksi (= Schnaps) erfreute sich auch in unserer Reisegruppe großer Beliebtheit). Die Äpfel schmecken wirklich gut und erinnerten mich geschmacklich an die Äpfel, die ich immer bei meinen Großeltern zu essen pflegte. Obwohl die Trekkingtour von Jomsom nach Muktinath geplant war, so fuhren wir doch mit dem Jeep nach Muktinath und stiegen die 1000 Höhenmeter nachmittags wieder herab (5 Stunden), dabei  wurde stets mit den dort lebenden Nepalis geschnackt. Auf einem unbewohnteren Stück erlebten wir das, wofür die Jomsomregion noch bekannt ist: ein ordentliches Stückchen Wind (was auch der Grund ist, weshalb Flüge dorthin nur am Morgen möglich sind), das sich, verbunden mit der sandigen Umgebung, sicher nicht bei den 10 angenehmsten Trekkingsituationen bewerben braucht. Wir hatten trotzdem unseren Spaß, wenn wir uns gegenseitig beim Mützenjagen zuschauten. Bevor hier irgendwelche Gerüchte aufkommen. Nein, ich habe nicht mein Portemonnaie mit einem ordentlichen Batzen Geld im Bus vergessen und stehe nun in den Polizeibüchern der Region als erster aufgezeichneter Fall eines verlorenen und mit Geld wiedergefundenen Portemonnaies – das würde mir mit meinem Schussel und Glück auch gar nicht ähnlich sehen… Nach diesem anstrengenden, aber wundervollen Wandertag an der frischen Luft hieß es wieder Bus&Jeep. Wir reisten nach Pokhara (und zwar in nur einem Tag, also ziemlich schnell), wo ein Treffen der Youth Volunteers mit denen vom Pokharadistrikt auf der Tagesordnung stand.
Ich jedoch trennte mich von der Reisegruppe Palpa und setzte mich sieben Stunden in einen Touristenbus direkt nach Sauraha, einer der Städte des Chitwangebiets. (Im Bus vermisste ich ein bisschen die Nepalis, da ich nicht so genau wusste, mit wem ich jetzt meine Kekse teilen sollte. Im Nachhinein betrachtet, scheint es mir als ob wir „ständig“ irgendwelche Kleinigkeiten – wie WayWay (Fertignudeln produziert in Nepal, trocken ein super Chipsersatz), gesalzenen Mais (ein bisschen gepoppt), Kekse und andere Salz- und Süßigkeiten - genascht hätten.

Hier nochmal die ganze Muktinathtruppe am letzten Tag um gefuehlte 5 Uhr in der Fruehe - war vielleicht schon halb 7




 
Sauraha ist - ich verweilte dort nur 2 Tage - ziemlich klein (ich glaube ich bin beide Straßen mindestens zweimal ganz abgelaufen xD), der Hauptzugangspunkt zum Nationalpark Chitwan und verdammt touristisch. Als ich mit dem Touristenbus ankam, bildete sich eine Traube erst um den Bus und später um mich (als klar wurde, dass ich noch keine Unterkunft gebucht hatte), die einem das eigene Hotel, Guesthouse oder doch nur einen Transport in Taxi oder Pferdekutsche wärmstens und mir ein bisschen zu aufdringlich anzuempfehlen versuchte. Jedoch gibt es wirklich wenig entspannenderes als den Sonnenuntergang in einer der Strandbars zu betrachten. Auch ist es für mich etwas Neues, ein Dorf zu finden, in dem es normal ist, dass Elefanten auf der Straße oder beim Baden im Fluss zu sehen sind. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, wie Elefanten behandelt (oder gehalten) werden, damit sie sich der menschlichen Befehlsgewalt beugen. (Ich habe die Elefantenstation noch nicht besichtigt, hörte jedoch, dass sie dort die übrigen Stunden des Tages, die sich nicht mit Touristen auf dem Rücken im Jungel, mit Essen oder Baden verbringen, an den Vorderbeinen zusammen gekettet werden. Ein fester Teil ihrer „Erziehung“ sind die Schläge, die ihr Führer (eine lebenslange Verbindung) mit einem Holzstock auf den Kopf austeilt. In den Nationalpark unternahm ich einen halbtätigen Ausflug. Wir starteten mit Verspätung mit dem Kanu in den nebligen Morgen und glitten sanft durch den ruhig daliegenden Fluss. Wir sahen eine Vielzahl an verschiedenen Vögel (Kingfisher –kennt jemand den deutschen Namen?-, Pfaue, Störche und viele, die mir Vogelunkundigen nicht bekannt sind) und später ein Nashorn. Jippy – Wir liefen durch den Jungel zurück, sehr interessant aber durch die Touristenmassen schon total mit Wegen durchfurcht. (Es sei jedem eine ganz oder 2 tägige Wanderung, die tiefer in das Naturschutzgebiet führt, wärmstens empfohlen.
Ich sehe schon, dieser Eintrag hat jetzt schon eine nicht zu verachtende Größe, weshalb ich jetzt hier einfach mal aufhöre und hoffe den Eintrag beim nächsten Mal wieder aufzugreifen. Eine Errungenschaft gilt es allerdings noch mitzuteilen. Meine Adresse lautet:
Lucas Hübner
Bhagwati Tole-8
Tansen, Palpa, Lumbini Zone
Nepal
Ich freue mich über Briefe, Päckchen, Fotos, gute Bücher oder nicht schmilzende Süßigkeiten – Ich habe jedoch keine Ahnung, wie viel hier wirklich ankommt. Also bitte nichts senden, bei dem wir nachher ernsthaft trauern würden. (Ich weiß wir würden bedauern, wenn Süßigkeiten verloren gehen - trotzdem schicken! :). Die erste Post die mich erreicht bekommt ein Foto und einen Eintrag im Blog.
Eines Noch: Ich bitte um Geduld bei der Beantwortung von Mails, sie werden kommen, vergebt mir die Verspätungen.