Samstag, 25. Dezember 2010

Weihnachtsgrüße

Wie ist eigentlich Weihnachten in Nepal? Für mich: 25 Grad in der Sonne, kein Schnee, Abends jedoch extrem frisch. Gestern habe ich noch auf der Dachterasse des genialen Ded- Guesthouse Kaiserschmarrn gefrühstückt, nachmittags waren wir zu einer kleinen Weihnachtsfeier in einem Waisenheim eingeladen. Heute bin ich mit ein paar anderen Freiwilligen nach Kaule, einem kleinem Dorf in den nordwestlichen Bergen um Kathmandu und dem Projektort zweier von ihnen, gefahren. Der Kamin des kleinen Häuschen behauptet sich gegen die Kälten von draußen, wir haben gemeinsam gekocht und essen Kekse. Der Adventskranz verbreitet weihnachtliche Stimmung, endlich Ferien.
So verbleibe ich mit vielen, weihnachtlichen Grüßen und wünsche einen guten Rutsch ins neue Jahr. Außerdem möchte ich Euch an dieser Stelle für Eure Geduld mit meinem Blog und meinen chronisch verspäteten Emails bedanken.Genießt die hoffentlich entspannende Freizeit.

Lucas

Dienstag, 7. Dezember 2010

Advent in Tansen



Advent, Advent kein Lichtleich brennt? Kann nicht sein, habe ich mir gedacht. Schliesslich soll das ganze Weltwaertsprogramm ja ein kultureller Austausch und keine Einbahnstrasse sein – und was feiern wir schon gross bei uns, ausser Weihnachten, Silvester und den eigenen Geburtstag? Deshalb habe ich am 27. November mit Yam und dem Handwerklich verdammt begabten Som, 2 meiner Kollegen, Adventskränze gebastelt. 
Wer nachschaut, der wird sehen, "oh, der 27. War ja ein Samstag". Macht nix, wir waren trotzem mit der Arbeit unterwegs. Wir organisierten das sogenannte Women Health Camp, das jedes Jahr zweimal in verschiedenen VDC (Village Development Committees, dem kleinsten, strukturellen Verwaltungseinheit Nepals, vergleichbar mit einer Gemeinde) veranstaltet wird. Es wird in Kooperation mit verschiedenen Schulen, die die Raeumlichkeiten zur Verfuegung stellen, und dem jeweiligen FPAN Buero vor Ort, welches die "Werbung" uebernimmt, geplant. Wen es interessiert, dieses Mal ging es nach Rupse. Ich bin also an meinem "freien" Tag frueher als an einem regulaeren Arbeitstag bereits um 8 Uhr beim Office gewesen, nur um festzustellen, dass erst einer meiner Kollegen wartete. Mhpf – Es scheint mir, ich habe noch nicht ganz raus, wann es sich um genaue und wann bloss um ungefaehre Zeiten handelt. Wie dem auch sei, wir haben uns dann einfach nochmal einen Chiya im Stammrestaurant der Arbeit, falls man es Restaurant nennen kann, gegoennt, wo ich dann mal eben gelernt habe, wie man Samosas macht (um sie kurz zu beschreiben: Dreieckige Teigtaschen, die mit Kartoffeln, Erbsen und Zwiebeln gefuellt und anschliessen frittiert werden). Anschliessend waren auch der Jeep und die anderen Kollegen angekommen, es konnte losgehen. In der Schule angekommen wurde alles vorbereitet und schliesslich auf die Patienten gewartet, die neben Gesundheitscheckup auch kostenfreie Medikamente bekamen. Auch wenn gegen 10 Uhr, dem offiziellen Anfang, keine einzige Dame anwesend war, so kamen bis vier Uhr, als wir wieder einpackten, 102 Frauen zwischen 17 und 86 Jahren. Aber zurueck zu den Kraenzen, ihr koennt euch nicht vorstellen, wie schwer es in Tansen ist 4 grosse Kerzen gleicher Farbe zu finden. Man benutzt – fuer Stromausfaelle beispielsweise – duenne weisse Kerzen.
Adventskranz selbstgemacht mit Yam und Som.
Einzelne Strohhalme um ein Buendel der gewuenschten Kranzdicke wickeln,dabei stets den alten mit dem neuen befestigen und einen Kreis formen. Som hatte seinen schon fertig, als ich noch versuchte die ersten Halme um mein Buendel Stroh zu wickeln.

Die Nahtstelle mit ein bisschen Draht fixieren. Den Kranz anschliessend mit gruenem Stoff umwickeln, damit das Stroh nicht durchscheint.
Den Kranz mit Tannengruen, so vorhanden, umhuellen. Dazu stets ein Bueschel auf den Kranz legen und dann mit Draht umwickeln. Das naechste Buendel dann einfach ueber den Draht legen usw.
Den Bluetenschmuck nicht vergessen. Oder eben Walnuesse, Zimtstangen, getrocknete Orangenscheiben, was die Jahreszeit eben grade hergibt.
Auch als Halsschmuck sehr nett anzusehen. Hier zwei Mitglieder des Committees, ich denke, wir wuerden sie Ehrenamtliche nennen. Ihr koennt euch nicht vorstellen, wie ich angesehen wurde, als ich mit 3 dieser Kraenze durch Tansen lief.

Fehlen nur noch die Kerzen, die wir mit Draht am Kranz befestigten. Ach ja, wir haben noch ein bisschen Daka, einen Stoff fuer den Palpa, der Bezirk dessen Zentrum Tansen ist, bekannt wurde, um die Kraenze gebunden. Aus Daka werden Topis, die Muetze, die mein Gastvater auf dem Bild traegt, Westen, Taschen, Krawatten und vieles mehr gefertig.
Fertig!


Freitag, 3. Dezember 2010

Uiuiuiuiiii

Das erste Paket hat Tansen unbeschadet erreicht. Es ueberquerte die Schwelle des Postamtes heimlich, still und leise am 18.11.2010 und war so - sicher im Metallschrank schlummernd - eine Weile vor dem Auspacken meinerseits geschuetzt. Mittlerweile habe ich die netten Herren des Amtes jedoch besucht und den Suessigkeitennachschub mit grosser Dankbarkeit entgegengenommen. Hier das Foto.

Donnerstag, 18. November 2010

Dinge, die auffallen

Moin moin.
Ich war letzte Woche beim Friseur und habe mir die Haare schneiden lassen (da ich mich mit dem Resultat der Kürzung unzufrieden bin, gibt es hier mit Absicht erstmal kein Foto!). So kommt es, dass ich morgens die kalte Luft des beginnenden Winter auch am Kopf zu spüren bekomme. Das Wort Winter, wie wir es benutzen passt jedoch nicht besonders gut. Wenn die Sonne scheint, kann man immer noch im T-Shirt draußen sitzen, jedoch wird es im Inneren des FPAN Büros und auf dem morgendlichen Weg ins Bad doch schon empfindlich kühl. Zumal im Inneren der Häuser nicht geheizt wird und die Türen und Fenster stets geöffnet sind um Licht hereinzulassen, das die traditionell hölzernen Türen und Fenster nur schwer durchdringt. Es wird also kalt und ich freue mich, wieder eine neue, wunderbare Seite des heißen Chiyaa kennen zu lernen. 
Leider kann ich den Eindruck nicht mehr voll ausblenden, dass ich hier ein wenig zunehme. Und das, obwohl ich regelmäßig laufen gehe. Die zwei warmen Mahlzeiten am Tag entfalten einfach ihre Wirkung. Und ich habe auch schon von ein paar anderen Freiwilligen gehört, dass es ihnen ähnlich geht. Eine andere Sache, in der wir übereinstimmen. Wenn ich mich erneut vorbereiten müsste, würden wir die Hälfte der Zeit darauf verwenden, mich über Deutschland zu informieren. Welches Fleisch isst der Deutsche eigentlich vorwiegend, was verdient er im Durchschnitt, was bekommt man für 3 Rupien/3 Cent, die ich hier für eine englischsprachige Tageszeitung ausgebe und bis zu welcher Woche ist Abtreibung in Deutschland eigentlich erlaubt?

Montag, 1. November 2010

Lumbini, Muktinath, Chitwan, Dashain

Halli Hallo, da bin ich wieder. Fast ein Monat ist seit meinem letzten Eintrag vergangen, viel ist passiert. Ich werde versuchen ein paar Momente und Erlebnisse herauszugreifen und euch davon zu berichten. Da unser Wochenendtrip nach Lumbini – Buddhas Geburtsort – schon fast einen Monat zurückliegt, wird er sich hauptsächlich durch Fotos dokumentiert finden, derer ich in Zukunft viele, euch zu Liebe, hochladen möchte (auch wenn das bei mir im Büro doch ein gewisses Weilchen dauert). Dafür werde ich eine Extrarubrik anlegen: Fotos von Reisen, Tempeln, Landschaften, meiner Ortschaft und/oder solche, an denen ich einfach nur Gefallen gefunden habe.
Dashain nennt sich das Hauptfest Nepals und ist nebenbei auch eine gute Heiratssaison, da sich alle Verwandten treffen und auch diejenigen, die im Ausland arbeiten, heimkehren. Wenn ich das richtig sehe, dann dauert Dashain eigentlich 15 Tage, wobei sich die staatlichen Ferien mittlerweile gekürzt wurden. Mir wurde erzählt, weil ansonsten das gesamte öffentliche Leben für 2 Wochen zum erliegen käme. Die Busse sind überfüllt, es scheint als sei ganz Nepal unterwegs. Am Straßenrand kann man immer wieder Dashainschaukeln entdecken, die für die Kinder aus Bambus gebaut werden… 

Die Tempelanlage Muktinath
 
Der hinduistische Tempel im Inneren
In diesem Jeep bin ich vor Enge fast verrueckt
geworden.3 Nepalis wurde wegen der Neigung auf
mich gedrueckt und ich stiess mir laufend den Kopf.
Zum Glueck fiel in diesem Moment das Fenster raus
und verhalf mir zu einer kurzen Pause. 
Ein Erdrutsch versperrt die Strasse. Wir durften sogar
zuschauen, wie mannsgrosse Steinbrocken den Hang
hinabrollten, bevor wir ihn rennend ueberquerten.
Das motiviert ungemein!
 Ich hatte offiziell also nur 8 Tage frei, jedoch unternahmen wir mit den Freiwilligen meiner Organisation und mit den meisten Kollegen vom Büro über ein verlängertes Wochenende eine „Trekkingtour“ nach Muktinath, einer Pilgerstätte im nördlichen Regenschatten des Annapurnagebirges. Der Weg dorthin zeigte mir eine neue Seite Nepals, während wir mit Bussen und überfüllten Jeeps (15 Personen in einem) Straßen erklommen, die ich normalerweise als Tod jedes Gefährts bezeichnet hätte (unerwarteter Weise quittierte auch das ein oder andere unserer Gefährte aus unterschiedlichsten Gründen ihren Dienst). Obwohl der ganze Ausflug eigentlich für 3 Tage geplant war, so erreichten wir erst am dritten Mittag die auf 3800 Metern gelegene Tempelanlage. Auf dem Weg erlebte ich am eigenen Leib, wie man auf Nepali reist. (Ich gebe hier mal ganz politisch korrekt zu, dass ich mich daran erst einmal gewöhnen musste. Grade weil ich mich darauf verlassen hatte, nach den geplanten drei Reisetagen nach Chitwan (dem eventuell bekannten Nationalpark Nepals) reisen und Cedric, den Freiwilligen aus dem nahegelegenen Butwal, den ihr dann auch bald auf den Lumbinibildern erblicken werdet, zu treffen). Kleiner Tipp: Nein man druckt sich kein Ticket online aus und hat einen Plan mit Uhrzeit, Bahngleisen, bereits gebuchten Unterkünften in jedem Halt und Platzreservierung. Man ist da deutlich flexibler als wir Deutschen: Wenn ein Bus seine End„haltestelle“  erreicht (Moment – Haltestelle? Ja, es gibt sie, aber nur selten, wie wir sie uns vorstellen. Dafür hat jede Stadt mindestens einen Busbahnhof. Geht aber auch anders: Wenn man einem Bus zusteigen möchte, so hebe man die Hand, wenn man einen sichtet und steige zu – ach ja, nicht vergessen vorher zu fragen wohin die Reise geht und die richtige Richtung wählen. Der Bus hält für jeden, solange Platz ist – und Platz ist ein dehnbarer Begriff, jede freie Fläche und auch das Dach kann zur Unterbringung von zahlenden Passagieren genutzt werden – man bezahlt direkt im Bus, wenn man längere Strecken reist empfiehlt es sich jedoch ein Ticket am Busbahnhof zu kaufen, da man dann von einer Panne des Busses unberührt bleiben kann und nicht im nächsten Bus erneut bezahlen muss. Hier nur nebenbei erwähnt: Das Dach hat auch so manche Vorteil. An warmen Tagen weht der kühle Fahrtwind, die Chance auf einen Sitzplatz ist größer und die Aussicht ist um einiges besser. Jedoch sollte man die Gefahr für einen Moment ausblenden können, die ein Unfall darstellt, wenn man sich in etwa 3 Metern Höhe ohne „Befestigung“ aufhält; nicht dass es im Inneren Gurte geben würde), dann sucht man sich die nächste Reisemöglichkeit und wenn es länger als erwartet dauert und dämmert, dann sucht man sich eben eine Unterkunft mit Daal Bhaat und einer Möglichkeit 14 Leute unterzubringen (Zuweilen war es kuschelig!) Vor dem Abendessen saßen wir zusammen und knabberten verschiedenes Salzigkeiten, danach wurde zuweilen gesellig zusammen gesungen und oder getanzt). Anders zu Reisen, ist bei der Straßen- und Verkehrslage auch gar nicht denkbar. Es gibt einfach viel zu viele Möglichkeiten für Verzögerungen, ob es nun ein Erdrutsch oder ein liegengebliebenes Fahrzeug ist, dass die Straße versperrt, der Reifen des bevorzugten Verkehrsmittel gewechselt werden muss, weil er Luft verliert, der Fahrer aufs Klo muss oder grade Essenszeit ist (schon wieder ne Klammer. Wenn ich so weitermache komme ich zeitlich gar nicht mehr bis Dashain mit diesem Eintrag… Wenn es grade Zeit für Essen, also 10-12 Uhr für Daal Bhaat oder zwischen 14-16 Uhr für Nasta, ist, dann hält der Fahrer an einem der vielen Lokale am Straßenrand - ich schätze meist bei  Freund, Familie oder Bekannten - und der ganze Bus wartet, bis der letzte gegessen hat. Erstaunlich geduldig muss ich sagen).
 
Aussicht von Muktinath
Die Gegend um Jomsom und Muktinath ist übrigens nicht nur besonders trocken und wüstenähnlich, sondern auch in ganz Nepal für seinen Äpfel und dessen Produkte bekannt (Äpfel, -chips und selbstgebrannter Apfelroksi (= Schnaps) erfreute sich auch in unserer Reisegruppe großer Beliebtheit). Die Äpfel schmecken wirklich gut und erinnerten mich geschmacklich an die Äpfel, die ich immer bei meinen Großeltern zu essen pflegte. Obwohl die Trekkingtour von Jomsom nach Muktinath geplant war, so fuhren wir doch mit dem Jeep nach Muktinath und stiegen die 1000 Höhenmeter nachmittags wieder herab (5 Stunden), dabei  wurde stets mit den dort lebenden Nepalis geschnackt. Auf einem unbewohnteren Stück erlebten wir das, wofür die Jomsomregion noch bekannt ist: ein ordentliches Stückchen Wind (was auch der Grund ist, weshalb Flüge dorthin nur am Morgen möglich sind), das sich, verbunden mit der sandigen Umgebung, sicher nicht bei den 10 angenehmsten Trekkingsituationen bewerben braucht. Wir hatten trotzdem unseren Spaß, wenn wir uns gegenseitig beim Mützenjagen zuschauten. Bevor hier irgendwelche Gerüchte aufkommen. Nein, ich habe nicht mein Portemonnaie mit einem ordentlichen Batzen Geld im Bus vergessen und stehe nun in den Polizeibüchern der Region als erster aufgezeichneter Fall eines verlorenen und mit Geld wiedergefundenen Portemonnaies – das würde mir mit meinem Schussel und Glück auch gar nicht ähnlich sehen… Nach diesem anstrengenden, aber wundervollen Wandertag an der frischen Luft hieß es wieder Bus&Jeep. Wir reisten nach Pokhara (und zwar in nur einem Tag, also ziemlich schnell), wo ein Treffen der Youth Volunteers mit denen vom Pokharadistrikt auf der Tagesordnung stand.
Ich jedoch trennte mich von der Reisegruppe Palpa und setzte mich sieben Stunden in einen Touristenbus direkt nach Sauraha, einer der Städte des Chitwangebiets. (Im Bus vermisste ich ein bisschen die Nepalis, da ich nicht so genau wusste, mit wem ich jetzt meine Kekse teilen sollte. Im Nachhinein betrachtet, scheint es mir als ob wir „ständig“ irgendwelche Kleinigkeiten – wie WayWay (Fertignudeln produziert in Nepal, trocken ein super Chipsersatz), gesalzenen Mais (ein bisschen gepoppt), Kekse und andere Salz- und Süßigkeiten - genascht hätten.

Hier nochmal die ganze Muktinathtruppe am letzten Tag um gefuehlte 5 Uhr in der Fruehe - war vielleicht schon halb 7




 
Sauraha ist - ich verweilte dort nur 2 Tage - ziemlich klein (ich glaube ich bin beide Straßen mindestens zweimal ganz abgelaufen xD), der Hauptzugangspunkt zum Nationalpark Chitwan und verdammt touristisch. Als ich mit dem Touristenbus ankam, bildete sich eine Traube erst um den Bus und später um mich (als klar wurde, dass ich noch keine Unterkunft gebucht hatte), die einem das eigene Hotel, Guesthouse oder doch nur einen Transport in Taxi oder Pferdekutsche wärmstens und mir ein bisschen zu aufdringlich anzuempfehlen versuchte. Jedoch gibt es wirklich wenig entspannenderes als den Sonnenuntergang in einer der Strandbars zu betrachten. Auch ist es für mich etwas Neues, ein Dorf zu finden, in dem es normal ist, dass Elefanten auf der Straße oder beim Baden im Fluss zu sehen sind. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, wie Elefanten behandelt (oder gehalten) werden, damit sie sich der menschlichen Befehlsgewalt beugen. (Ich habe die Elefantenstation noch nicht besichtigt, hörte jedoch, dass sie dort die übrigen Stunden des Tages, die sich nicht mit Touristen auf dem Rücken im Jungel, mit Essen oder Baden verbringen, an den Vorderbeinen zusammen gekettet werden. Ein fester Teil ihrer „Erziehung“ sind die Schläge, die ihr Führer (eine lebenslange Verbindung) mit einem Holzstock auf den Kopf austeilt. In den Nationalpark unternahm ich einen halbtätigen Ausflug. Wir starteten mit Verspätung mit dem Kanu in den nebligen Morgen und glitten sanft durch den ruhig daliegenden Fluss. Wir sahen eine Vielzahl an verschiedenen Vögel (Kingfisher –kennt jemand den deutschen Namen?-, Pfaue, Störche und viele, die mir Vogelunkundigen nicht bekannt sind) und später ein Nashorn. Jippy – Wir liefen durch den Jungel zurück, sehr interessant aber durch die Touristenmassen schon total mit Wegen durchfurcht. (Es sei jedem eine ganz oder 2 tägige Wanderung, die tiefer in das Naturschutzgebiet führt, wärmstens empfohlen.
Ich sehe schon, dieser Eintrag hat jetzt schon eine nicht zu verachtende Größe, weshalb ich jetzt hier einfach mal aufhöre und hoffe den Eintrag beim nächsten Mal wieder aufzugreifen. Eine Errungenschaft gilt es allerdings noch mitzuteilen. Meine Adresse lautet:
Lucas Hübner
Bhagwati Tole-8
Tansen, Palpa, Lumbini Zone
Nepal
Ich freue mich über Briefe, Päckchen, Fotos, gute Bücher oder nicht schmilzende Süßigkeiten – Ich habe jedoch keine Ahnung, wie viel hier wirklich ankommt. Also bitte nichts senden, bei dem wir nachher ernsthaft trauern würden. (Ich weiß wir würden bedauern, wenn Süßigkeiten verloren gehen - trotzdem schicken! :). Die erste Post die mich erreicht bekommt ein Foto und einen Eintrag im Blog.
Eines Noch: Ich bitte um Geduld bei der Beantwortung von Mails, sie werden kommen, vergebt mir die Verspätungen.
 


Dienstag, 5. Oktober 2010

Dindine - Tagtägliches

Kurzes Update. Bei der im letzten Post erwähnten Frau handelt es sich um die unverheiratete Schwester von Deep. (Es lebt eine weitere Schwester (älter) in Tansen (sie war letztlich mit Mann, und ihren beiden Söhnen zum Abendessen hier. Ein Festmahl…)

Natürlich ist jeder Tag anders, jedoch werde ich versuchen das Grundgerüst darzustellen. Es passiert jedoch häufig, dass jemand zum Frühstück, am Nachmittag oder zu Abend vorbeikommt oder ich auf einen Tee oder zum Nasta (= Mahlzeit zwischen Lunch und Dinner) eingeladen werde. (Gestern beispielsweise zu dem, auf einem Hügel gelegenen, Haus der Schwester meines Chefs. Wundervoller Ausblick auf die umliegenden Berge. Das Annapurna Massiv war leider von Wolken verhangen.)
 
Für mich gibt es hier aktuell zwei verschiedene Morgenvarianten. Die sportliche und die faule. Wenn ich mich sportlich fühle, dann stehe ich gegen 6 Uhr auf und gehe Laufen. Das macht die kalte Dusche für gewöhnlich ein wenig ertragbarer (Freue mich schon auf den bevorstehenden Winter!). Zudem habe ich mir vorgenommen, jeden zweiten Tag laufen zu gehen. Was auch absolut nötig ist, denn es scheint unmöglich so viel Sport zu machen, wie ich aktuell esse. (kleine Beispiel: gestern habe ich 6 Mal gegessen. Frühstück und Daal Bhaat daheim, einmal Roti in der Schule, die wir besuchten, anschließend Chowmin (/Chowchow, gebratene Nudeln) in einem Lokal, einen Teller Snack (Reis, Ei, irgendwelche Hülsenfrüchte) und abends wieder Daal Bhaat daheim. Und ich spreche nicht grade von kleinen Portionen. Vielleicht bin ich einfach nicht gut genug im Nein-Sagen, schmeckt ja auch gut). Ansonsten stehe ich erst gegen sieben Uhr auf oder bleibe im Bett und lese. Meine Gasteltern sind um sieben bereits mindestens eine Stunde wach. Gelegentlich klingelt es schon kurz nach sechs an der Tür. Ich habe aus Interesse auch im Büro nachgefragt, die meisten stehen zwischen 5 und 6 Uhr auf. Letztlich hatte ein Hund die Muße mitten in der Nacht mindestens eine halbe Stunde lang vor meinem Fenster zu jaulen (das machen sie am liebsten zur Schlafhalbzeit, damit man am Morgen total erschlagen ist, so mein Gefühl).
Zum Frühstück (Bihana Nasta 7:30) gibt es meist Roti, einen gebratenen Reisteig, (seit neusten mit Honig, den ich von einer Kollegin, deren Oma einen Bienenstock hat, geschenkt bekam) und mein Lebenselixier Chiyaa, dessen allmorgendliche Zubereitung ich mittlerweile an mich gerissen habe ;). Chiyaa ist schwarzer Tee, aufgekocht in gleichen Mengen Milch und Wasser, und mit viel Zucker. Nach dem Frühstück habe ich bis 9 Uhr ein bisschen mehr als eine Stunde zur freien Verfügung. Ich lese, lerne Nepali, schreibe Emails oder Notizen über den vergangenen Tag oder wasche meine Wäsche. Diese Stunde verfliegt in der Regel. Anschließend zieh ich mir was Schickes an und gehe zur Arbeit. Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 17 Uhr und Freitag bis 15 Uhr. Jaja, die 6-Tage Woche. Jedoch muss ich sagen, dass ich mich schon ziemlich gut daran gewöhnt habe. Nach der Arbeit laufe ich durch Tansen, suche mir einen Ort zum Lesen oder Lernen oder kehre Heim, wo manchmal Besuch im Wohnzimmer sitzt oder noch in der Nähwerkstatt gearbeitet wird. Die Stunden bis zum Abendessen (20:00) scheinen dann meist schon wieder nicht existent. Nach dem Essen sitzt die Familie dann meist noch zusammen im Wohnzimmer, schaut fern und spielt gelegentlich 4-Gewinnt gegen mich. Manchmal bin ich aber dann einfach schon zu müde. Ich gehe wirklich früh schlafen…

Montag, 27. September 2010

Deep und Niru Narayan Shresta

geschrieben am 25.09.2010



Niru, Ich und Deep Narayan Shresta (Wie ich berichtete,
hatte ich einen leichten Schnupfen)
 Eine gute Woche bin ich nun in Tansen und blicke – heute an meinem eintägigen Wochenende – zurück auf sieben Arbeitstage. Aber zunächst zu meiner Gastfamilie und meiner Unterkunft: Deep Narayan Shresta ist leidenschaftlicher Koch (Vegetarier), der einen riesen Spaß am Kochen hat. Wir haben zusammen schon Chowchows (gebratene Nudeln) und Momos, eine aus China importierte, aber sehr beliebte Abwechslung zum täglichen Daal Bhaat, gekocht. Zudem besteht ein typisches Daal Bhaat neben Reis (Bhaat) und Linsenbrei (Daal) auch aus dem sogenannten Takaari; verschiedenen, gekochten Gemüsevarianten (bei mir gibts meist 2 verschiedene), die zu jedem Essen mit frischen Zutaten vom Laden an der Ecke zubereitet werden. Wie mir gesagt wurde, macht man sich hier mehr Gedanken über das Essen als bei uns. Zudem ist es hier ein Zeichen von Gastfreundschaft, Gästen schon während des Essens Nachzufüllen, so dass ich gezwungen bin, ständig nein (pugio = genug) zu sagen. Auch wenn mich diese Gewohnheit anfangs ein wenig gestört hat, so entwickle ich doch einen riesen Spaß daran, den Leuten so viel wie möglich von ihrem eigenen Essen aufzutischen. Zudem: Ein kleiner Bauch ist hier ein Zeichen von Gesundheit und Wohlstand und es ziemt sich seinen Teller aufzuessen, damit keine Nahrungsmittel verschwendet werden.



Der Blick aus dem Fenster


Letzte Woche hat Deep eine kleine „Nähfabrik“ mit 4 Nähmaschinen eröffnet. Schneider scheint zudem ein beliebter Beruf hier in der Straße zu sein, denn wenn ich aus dem Fenster schaue, kann ich gegenüber 2 Männern beim Anzugnähen zusehen. Deep spricht leider (oder zum Glück) kaum Englisch, weshalb ich wohl gezwungen bin, so schnell wie möglich Nepali zu lernen. Ich wünschte ich könnte mehr über Niru Narayan berichten, jedoch spricht sie gar kein Englisch und war überdies die letzten 5 Tage krank und verweilte zeitweise auch bei Deeps Schwester hier irgendwo im Ort. Neben den Beiden wohnen hier noch James (ein Schüler, der sich ein Zimmer angemietet hat um in Tansen zu studieren, wie ich herausfand) und eine Frau von der ich annahm es sei die Schwester von Niru, was sich jedoch jüngst als falsch herausstellte. Sie trägt, wenn ich das richtig beobachtet habe, die Hauptlast an der Hausarbeit. Außerdem scheinen noch 2 kleine Jungs zum erweiterten Familienfeld zu gehören, die gelegentlich zum Fernschauen ins Haus kommen. Auch wird das Zimmer mir direkt gegenüber an Touristen vermietet, so dass ich letztlich einen Deutschen (24) und eine Amerikanerin(26) kennenlernte, die Nepal von Indien aus mit dem Motorrad bereisten. Ach ja, mir wurde eine Nepaliname verpasst: Ram Narayan Shresta. Zuerst war ich ein bisschen abgeschreckt, da ich meinen eigenen Namen eigentlich ganz gerne mag. Allerdings haben die anderen Freiwilligen mit denen ich Kontakt habe ebenso einen bekommen. Und wenigstens meine Kollegen von der Arbeit nennen mich Lucas :). Hier noch ein paar Bilder vom Zuhause. Geplante Blogs: Arbeit, Tagesablauf&Versorgungslage

Mein rosa Zimmer, (unaufgeraeumt)

Mein ganzer Stolz, ein Regal! (Gelegentlich kommt es vor, dass Deep vor meinem Zimmer steht und fragt ob er eintreten darf. Wenn ich ja sage, dann blickt er sich erstmal um, raeumt ein paar meiner Sachen von A nach B und fragt anschliessend, ob ich nicht dies oder jenes haben moechte. So bin ich zu meinem Liegestuhl und auch zu diesem Regal gekommen. Schnuggelich!)

Die Abenteuertoilette auf dem Dach. (Es gibt noch ein anderes Bad mit Dusche im Haus, aber dieses sieht einfach besser aus xD)




 
 

Dienstag, 21. September 2010

Ankunft in Tansen

geschrieben am 17.9.2010


Halli Hallo und Namaste nach Hause.

Wenn ihr dies lest, dann habe ich es wohl endlich geschafft mal was auf diesen Blog zu schreiben. Nachdem wir 9 Tage in Kathmandu mit unserem Orientierungsseminar inklusive Sprachunterricht und Besuchen bei den bedeutendsten Tempelanlagen (Pashupatinath, Boudanath, Mahabuddha, etc.) verbracht haben, so brachen wir gestern auf, um uns im Land zu verstreuen. So kam es, dass wir (4 Freiwillige und 5 Nepali) uns gegen 9 Uhr mit leichter Verspätung in einem gutausgestatten Microbus Richtung Terrai aufmachten. Die Route verlief von Kathmandu über Chitwan nach Bhairahawa und schließlich über Butwal nach Tansen. Die Landschaft wirkte unglaublich lebendig und grün, die Flüsse wälzten sich, vom Monsunregen gestärkt und braun, durch die Täler auf dem Weg. Deutlich später im Terrai, das im Gegensatz zu der hügeligen Strecke von Kathmandu nach Chitwan flach wie eine Flunder (verzeiht mir dieses Bild) ist, bewunderten wir einen Landstrich, in dem sich grüne Reisfelder aneinander reihten und deren gradlinige Straßen nur gelegentlich von Häuseransammlungen gesäumt wurden, in deren Nähe Kühen, Wasserbüffeln und Ziegen sich frei auf der Straße tummelten und keine Angst vor Autos zu haben schienen. Bhairahawa und Butwal jedoch boten, an Kathmandu erinnernd, den Kontrast von „wuseligen“, lebhaften Städten.

Der Weg von Butwal nach Tansen war das schönste, beeindruckendste aber auch gefährlichste Stück des Weges. Der Ausblick war atemberaubend, die Berge, die das Flusstal kontrastierten steil. Die Straße war teils schlammig und mit Schlaglöchern versehen (von der Regenzeit) teils geteert und von massivem Steinschlag betroffen. Gelegentlich wurde das Felsgestein von kleinen Wasserfällen geschmückt, die dann über die Straße flossen und sich ihren weiteren Weg Richtung Fluss suchten. Als es zu dämmern begann, begegneten wir einem Unfall zwischen Bus und LKW, dessen Anblick mich eingedenk der Fahrweise, deren Zeuge ich werden durfte, nicht besonders verwunderte. (Ich beobachtete zum Beispiel Überholmanöver in Kurven oder auch dann noch, wenn der Gegenverkehr bremsen musste, um einen Unfall zu vermeiden.) Die Stadt Tansen erreichten wir nach Einbruch der Nacht (Übrigens: Alle, denen ich bisher berichtete, ich würde nach Tansen gehen, sagten mir, es sei eine schöne Stadt). Umso mehr freue ich mich darauf, Tansen einmal bei Tageslicht von einem der umliegenden Berge zu sehen. Schließlich lernte ich noch Deep Narayan Shresta und seine Familie kennen... Bilder werden folgen!